Wissenswertes rund ums Buechnüssliöl

Die Rotbuche ist der häufigste Laubbaum der Schweiz. In den sogenannten Mastjahren wurden früher die Schweine mit Buchennüsschen gemästet. Unsere Vorfahren assen die Nüsschen in verschiedener Form und nutzten das Öl als Brenn- und Treibstoff.

Buche

Mutter des Waldes

Mastjahre

Überlebenstrick der Buchen

Geschichtliches

Vom Lampenöl bis zum Mailänderli

Buche – Mutter des Waldes

Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist der typische Waldbaum Mitteleuropas. Im Schweizer Wald ist sie mit einem Anteil von fast 20% der häufigste Laubbaum. Sie wächst sowohl auf bodensauren als auch auf kalkreichen Böden und ist im Mittelland und Jura an den meisten Standorten gegenüber allen anderen Baumarten dominant und bestandsbildend. Buchen werden über 300 Jahre alt und bis zu 40 Meter hoch. Sie blühen und fruchten ab einem Alter von 30 bis 50 Jahren. Die Buche ist «einhäusig», das heisst, ein Baum bildet sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Die Blüten erscheinen zeitgleich mit dem Blattaustrieb von April bis Mai. Die dreikantigen Buchennüsschen (Bucheckern) sitzen zu zweit in einem kurz gestielten, stachligen Fruchtbecher. Rohe Bucheckern enthalten leicht giftiges Fagin und verhältnismässig viel Oxalsäure, weshalb nur eine Handvoll roher Nüsschen gegessen werden sollte.

Die Rotbuche gilt hierzulande als «Mutter des Waldes».
Im April/Mai ist Blütezeit.
Die Buche fruchtet nur alle 3 bis 5 Jahre.

Mastjahre – Überlebenstrick der Buchen

Die Buche fruchtet nicht jedes Jahr und bloss alle 3 bis 6 Jahre gibt es eigentliche Mastjahre, in denen sie in grossen Mengen Buchennüsschen produziert. «Mastjahre» heissen so, weil früher die Schweine in den Wald getrieben wurden, um sie mit Waldfrüchten zu mästen, was mit den vielen nahrhaften Bucheckern besonders gut gelang. Die unregelmässige Fruchtfülle gehört zur Überlebensstrategie von Buchen: Würden sie jedes Jahr gleich viele Samen ausbilden, würden Mäuse, Wildschweine und Vögel ihre Population an dieses konstante Nahrungsangebot anpassen und alle Samen wegfressen. Durch die nur gelegentlich überreichlich gebildeten Samen wird sichergestellt, dass dann mehr Samen anfallen, als die Tiere zu fressen vermögen. Mastjahre stellen jedoch für die Bäume einen hohen Energieaufwand dar, da ein Baum etwa zwei Drittel des Jahresgewinns an assimiliertem Zucker zur Nussproduktion verbraucht; daher werden nach einem Mastjahr keine oder nur ganz wenig Bucheckern ausgebildet, selbst wenn die klimatischen Voraussetzungen gut sind. Nach der Mast folgt die Rast, das gilt auch für die Ölproduktion. Mastjahre können übrigens nicht vorausgesagt werden, denn es ist nicht abschliessend geklärt, unter welchen (klimatischen) Bedingungen bei welcher Baumart ein Mastjahr ausgelöst wird.

Nach Mastjahren kommt es im Winter oft zur Invasion von Millionen von Bergfinken aus nordischen Ländern. Sie ernähren sich vornehmlich von Buchennüsschen.
Nach Mastjahren vermehren sich die Wildschweine oft überdurchschnittlich.
In Mastjahren kommen die Buechnüssliöl-Produzenten viel an die frische Luft.

Geschichtliches – vom Lampenöl bis zum Mailänderli

Die Buchennüsschen/Bucheckern spielten in der Vergangenheit in der menschlichen Ernährung eine Rolle. So wurde im 19. Jahrhundert und der Weltkriege aus den Nüsschen Öl gepresst, das als nährende Proteinquelle aber auch als Lampenöl und sogar Treibstoff Verwendung fand. Und zur Herstellung von Kaffee-Ersatz wurden neben Eicheln auch Bucheckern verwendet. Eine kontaktierte Person aus der Region Biel erzählt, dass sie im Herbst unter den freistehenden Buchen der Wytweiden Leintücher auslegten, auf die Bäume kletterten und die Buchennüsschen mit Hammerschlägen zu Boden schüttelten. Eine andere Person aus dem Kanton Zürich erinnert sich an Notzeiten, als der Lohn des Vaters nicht weit reichte:

«Und so zogen wir zu den Buchen in Richtung Uetliberg und suchten und suchten… Daheim wurden die Kerne im Backofen getrocknet, geröstet und bei Bedarf gemahlen… und am Samstag gabs Apfelwähe mit Buechnüssli. Das nährte und war zudem sehr lecker. An Weihnachten gabs «Buechnuss-Mailänderli», die sehr gut waren.»

Links

Einblicke in die Kriegswirtschaft der Weimarer Rebublik um 1918:

Aufruf zum Bucheckern Sammeln während des 1. Weltkrieges, vom "Kriegsausschuss für Öle und Fette", Weimarer Republik um 1918.
Schweinemast im Wald, Quelle und Ort unbekannt.
Alte, wasserbetriebene Ölmühle, Quelle und Ort unbekannt.